Alexander Seeger und Stephi Joerges gewinnen den Europacup der Korsarklasse

In Clubmitteilungen by AmSC

Alexander Seeger und Stephi Joerges, beide AmSC, haben den Europacup der Korsarklasse am Gardasee gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

Alles begann vor 20 Jahren in Ammerland. Damals eingeteilt zum Thekendienst, lernte ich die Korsarenklasse und damit auch Alexander Seeger kennen. Spontan fragte er mich, ob ich Lust hätte, mit ihm eine Regatta zu segeln, nur trainieren müssten wir vorher einmal. Gesagt getan trafen wir uns in Ammerland. Es war einer dieser Tage mit strahlendem Sonnenschein, an denen der See hellgrün leuchtete und die Wellen mit vielen kleinen Schaumkronen verziert waren. 

Nach der Kreuz in Tutzing angekommen, rief Alexander „Spi hoch!“. Etwas skeptisch dachte ich mir, er würde schon wissen, was er tut, und so bretterte ich das erste mal mit Spi im Trapez raumschots über der See und flog förmlich über das Wasser. Ein herrliches Gefühl!

Seit diesem Training segeln wir seit 20 Jahren als Team auf Regatten und durften viele schöne gemeinsame Momente erleben. Und das Schönste ist, gemeinsam zu segeln, macht immer noch so viel Spaß wie an diesem ersten Training!

Ein paar dieser Erlebnisse sind uns sehr lebhaft in Erinnerung geblieben:

 Als allererstes bestritten wir gemeinsam die Sieben-Schwaben-Regatta am Alpsee. Als Neuling waren mir die „Großen“ der Klasse völlig unbekannt. Nach einem guten Start lagen wir in Führung, aber es erdreistete sich tatsächlich einer der „Großen“ uns zu überholen. Während Alexander mit dem zweiten Platz sehr zufrieden war, ärgerte ich mich darüber. Alexander wurde durch den dadurch aufgebauten Leistungsdruck sichtlich blass. Nichts desto trotz schafften wir es mit einem zweiten Platz in der Gesamtwertung bis in die Zeitung. 

 Ein paar Jahre später gewannen wir das erste Mal eine Regatta, den Steinberger Krug. Unfassbar stolz brachten wir unsere Preise, zwei in gewöhnungsbedürftigem lila-schwarz glasierte Tonkrüge, nach Hause. Alexanders Frau betrachtete den Krug und meinte trocken: „Was ist denn das für ein Staubfänger?“ 

 Und so reihen sich viele Erinnerungen aneinander: Gardaseetrainings, von denen wir mit unendlich vielen blauen Flecken, aber glücklich, wieder nach Hause kamen, eine legendäre Kenterung in Seeshaupt, bei der mich eine Böe wie bei einem Bungeesprung aus dem Trapez schleuderte und ich bis zu den Salingen flog, eine Regatta in Seebruck, bei der wir – die Letzte OHNE Neoprensocken – unterhalb der verschneiten Kampenwand bei Schneefall und 6 Bft. über das Wasser heizten, unser Sieg bei der IÖM am Traunsee, bei der wir noch mitten in der Nacht in das Regattarevier geschleppt wurden, um gegen 6 Uhr morgens unter der Wand zu starten oder ein im Schlick des Wannsees versenkter Verklicker, nachdem sich das Schiff bei der Kenterung so merkwürdig schwer wieder aufrichten ließ. Bei einem Schweinerennen auf dem Förmitzspeicher, bei denen sich die Schiffe unter Spi entgegenkamen, wir im Flautenloch saßen, uns das Feld links und rechts überholte und die Wettfahrtleitung das Rennen einfach nicht abbrach, wollte ich aufgeben, denn das sei doch nur Lotto. Alexander meinte nur trocken: „Auch im Lotto sind immer die Guten vorne, wir fahren weiter!“ Wie gerne wäre ich damals von Bord gesprungen! Jahre später bei der IDM an der Müritz hatten wir eine ähnliche Situation nur mit verdrehten Rollen. Wir sind weitergefahren! 

Dieses Jahr haben wir nun unseren bisher schönsten Staubfänger ergattert.

Nach langen Jahren mal wieder ohne Anhang unterwegs, machten wir uns auf den Weg zum Eurocup nach Campione an den Gardasee. Angepriesen wurde das für uns Korsare neue Revier damit, der Wind sei wie in Riva, nur viel schwächer. Klingt doch gut, dachten wir uns.

An den ersten zwei Wettfahrttagen bewahrheitete sich dies auch. Am zweiten Tag segelten wir mit Südwind bei angenehmen, gleichmäßigen 4 Bft. bei strahlendem Sonnenschein und warmen Wind und Wasser durch geschätzte 80 Kitesurfer. Die bunten Segel tanzten vor der dunklen Steilwand wie ein Schwarm fröhlicher Schmetterlinge. Ein herrliches Bild!

Am Ende dieses Wettfahrttages betrachteten wir und alle Mitsegler sichtlich erstaunt die ausgehängte Ergebnisliste. Der Wettfahrtleiter, ein verschmitzter, stiller Italiener, war konsequent mit der „U“-Flagge gestartet und hatte doch all die übermotivierten Starter disqualifiziert, was zur Folge hatte, dass wir mit einem Punkt Rückstand auf Platz 2 lagen. Markus, ein exzellenter Segler aus Oberbayern, hatte es gleich drei Mal mit „UFS“ erwischt. Nun chancenlos, begann er uns zu coachen und meinte: „Immer rechts raus“. Die Ansage war glasklar!

Nachdem wir den nächsten Tag mit Flaute an Land verbrachten, setzte der Wettfahrtleiter am letzten Tag den Start auf 8 Uhr morgens. Um sieben Uhr liefen wir aus. Die Sonne war noch nicht über die Berge gestiegen, der See lag in der Dunkelheit und der Nordwind peitschte mit guten 6 Bft. über das Wasser. Von wegen, viel weniger, als in Riva…. WIE in Riva, nur mit viel mehr Welle!!! Die Stimmung war unheimlich, als unser Schiffchen wie eine kleine Badeente in der Dämmerung über die Wellen und durch die Gischt tanzte. 

Wir nahmen so viel Druck aus dem Schiff heraus, wie wir nur konnten. Mastfall 80, 4.Loch an der Fock, Schwert hinter und anpfeilen, mehr ging nicht mehr. Hier konnten wir gut zurückgreifen auf die Einstellungen, die Alexander mit Sandra Grass-Oberemm beim Training im Frühjahr an gleicher Stelle getestet hatte. 

Zum Start wollten nun plötzlich alle aus der dritten Reihe starten. Irgendwie mogelten wir uns durch das Kuddelmuddel hindurch und taten, wie uns geheißen. Wir legten nach rechts um und ließen es laufen. Eigentlich erwarteten wir, dass die schweren und langen Jungs gnadenlos über uns „drüberbraten“ würden, aber das geschah nicht. Wir liefen Höhe und viel Speed! Erst waren noch vier Schiffe vor uns, dann noch drei, noch zwei – alle badeten – die Österreicher vor uns trauten sich nicht den Spi zu setzten und so kamen wir als zweite ins Ziel. Hui! Wir ersegelten noch einen vierten und einen sechsten Platz und gewannen damit mit einem respektablen Vorsprung von 7 Punkten als Mixed-Crew vom Starnbergersee am Gardasee den Eurocup 2019! Als wir unsere Wanderpreise in den Händen hielten, meinte ein Mitsegler: „Immer schön abstauben!“

Fotos: Copyright Angela Kausche